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Feministische Pornographie

Feministische Pornografie braucht kein Stroh (!)

Erotikfilme nur fĂŒr MĂ€nner? Pah. đŸ˜€ Die feministische Pornografie zeigt, dass es auch anders geht.

Feminismus und Pornografie 

Ganz ehrlich? Ich habe mich wirklich schwergetan, diesen Artikel zu schreiben. Klar, die Idee fĂŒr diesen Text klang erst einmal simpel: Schreibe einen Artikel ĂŒber „Pornos fĂŒr Frauen“. ✔ So weit, so gut. Eine Meinung zu dem Thema hatte ich fĂŒr mich schnell formuliert – Pornografie fĂŒr Frauen finde ich gut. Warum sollten Frauen als Zielgruppe in der Pornoindustrie ausgeschlossen oder nur stiefmĂŒtterlich behandelt werden?

Ich hĂ€tte also jetzt schnell ein paar Zeilen runterrattern können, gespickt mit ein paar Statistiken und witzigen GIFs (keine Sorge, die gibt’s trotzdem) und der Artikel wĂ€re im Kasten. Ganz so einfach wollte ich es mir dann doch nicht machen …

Wird die BĂŒchse der Pandora Pornografie geöffnet, wird schnell klar – hier ist vieles nicht in Ordnung. Wir stoßen aufÂ âŹ‡ïžâŹ‡ïžâŹ‡ïž

Say what? Und obgleich Pornografie zum grĂ¶ĂŸten Teil fiktional und inszeniert sein mag, ist sie kulturell kodiert und sozial hervorgebracht. Sie ist ganz klar ein Ausdruck der Gesellschaft.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg war Mainstream-Pornografie das Abbild eines Systems, dessen sozialen Beziehungen, maßgebenden Werten, Normen und Verhaltensmustern von MĂ€nnern geprĂ€gt, kontrolliert und reprĂ€sentiert wurden.

Pornografie vermittelte das idealisiertes Bild von HeterosexualitĂ€t und die klare Aufladung der Geschlechterrollen aus Sicht des (weißen) Mannes.

Stereotypen des „Mannes, der immer kann“ und der „Frau, die immer will“ wurden manifestiert und genutzt, um ein MachtgefĂ€lle – unabhĂ€ngig von sexuellen Praktiken wie Sadomaso – zwischen den Geschlechtern zu installieren. 

Pornografie braucht einen Ethik-Codex!

Zum GlĂŒck ist unsere Gesellschaft im Wandel – und so auch die Pornografie. Denn eine Gesellschaft, die sich fĂŒr Gleichberechtigung sowie Enttabuisierung stark macht und welche sich von Diskriminierung, Rassismus und Ausgrenzung distanziert, sollte meines Erachtens die Pornografie nicht ausklammern. Ganz im Gegenteil!!!

Feministische Pornografie ist Teil dieses Wandels. đŸ’Ș Entwickelt aus der Bewegung des sex-positive und pro-pornografischen Feminismus will sie stereotypische Muster und Genderrollen durchbrechen … auch Genres wie „ethical porn“ und „fair trade porn“ seien an dieser Stelle genannt.

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Sie alle haben gemein, dass sie vielseitige und verantwortungsvolle sexuelle Interaktionen inszenieren – unabhĂ€ngig von Geschlechterklischees und sexuellen Normen.

Der Sex soll möglichst natĂŒrlich sein, die Partner*innen in ihren Handlungen und ihrer Lust gleichberechtigt. Obgleich es sich hier immer noch um Nischen der Pornoindustrie handelt, sind sie wegweisend fĂŒr eine neue Ethik innerhalb der Industrie.

Meines Erachtens sind sie Vorreiter einer verantwortungsvollen Inszenierung vielfĂ€ltiger SexualitĂ€t. Sie zeigen Sex in diversen Facetten und verzichten dabei auf Sexismus, Rassismus, Gewaltverherrlichung und Klischees, in denen ein wenig Stroh und eine Maske bereits zum Koitus fĂŒhren.

Sie implizieren, dass Sex ohne Sexismus nicht Einzelfall, sondern NormalitÀt sein sollte. Und sie beweisen einmal mehr, dass weder Pornografie noch SexualitÀt mÀnnlich, sondern schlichtweg menschlich sind.

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Über die Vulva-Bloggerin

Autorin Aline

Aline

Aline geht das Leben am liebsten so an: „No bad vibes“. Klappt natĂŒrlich nicht immer, aber meistens doch ganz ausgezeichnet. Das bringt nicht nur ihr selbst gute Laune, sondern hoffentlich auch allen um sie herum – genau wie MĂŒsli zum Abendessen oder eine dicke Kugel Dunkle-Schoki-Schwarze-Johannisbeere-Eis.

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