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Femtasy

Do it yourself – Interview mit Femtasy

„Wir wollen die weibliche Masturbation revolutionieren“
Eine starke Mission für einen Bereich, der bisher eher weniger befriedigend behandelt wurde. Woher kommt deine Inspiration dieses Thema öffentlich anzugehen?

Es gibt einfach zu wenig Angebot! Es geht uns darum ein Format zu schaffen und zugänglich zu machen, welches speziell auf die sexuellen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Mit unseren Hörgeschichten bedienen wir die intimsten Fantasien und sprechen in jeder Story die Zuhörerin direkt an, um das Erleben der eigenen Sexualität zu intensivieren.

Die weibliche Sexualität ist in der Geschichte bisher stets zu kurz gekommen. Masturbation wurde lang als schmuddelig angesehen. Dank Dr. Sommer und anderen Aufklärungssendungen ist die Gesellschaft heutzutage etwas offener – oder macht es nur den Anschein?

Teils, teils. Grundsätzlich nehmen wir eine Entwicklung zum offeneren, selbstbewussten Umgang mit der Sexualität wahr. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass sich eben diese Offenheit stark auf das Liebesleben zwischen zwei (oder mehreren :)) Personen bezieht.

Selbstbefriedigung ist da für viele nochmal eine andere Nummer – und die Hemmungen darüber zu sprechen noch viel größer. Das passiert dann doch eher hinter verschlossener Tür und nur mit den engsten Vertrauten – was fein ist. Aber das Schmuddel-Image ist trotzdem daneben – immerhin befriedigen sich 9 von 10 Frauen in Deutschland selbst.

Wie bei der Periode fällt es einigen sicherlich auch nicht leicht, über die Masturbation zu sprechen. Das stößt bestimmt auf Kritik? Wie gehst du damit als weibliche Gründerin um?

Ich habe schon das ein oder andere Mal gehört „Dass Du jetzt ausgerechnet SOWAS machst“… aber ehrlich gesagt überwiegen die positiven Reaktionen bei Weitem. Viele finden es mutig, sich so einem Thema zu widmen.

Für uns gilt: wer nicht drüber reden möchte, muss es ja auch nicht. Uns geht es weniger darum, dass jeder die eigenen Masturbationsgewohnheiten mit seinem Umfeld teilen soll, sondern unser Ziel ist vielmehr, das Masturbationserlebnis selbst für Frauen schöner, intensiver, anders zu machen.

Für mich als Gründerin war es wichtig, nicht blauäugig in die Konfrontation reinzulaufen. Ich habe mir vorab überlegt, wie es sich für mich anfühlen würde, mit einem so polarisierenden Thema assoziiert zu werden. Es hilft außerdem Reaktionen nicht persönlich zu Themen – das Gegenüber sieht sich meist selbst mit der eigenen Sexualität konfrontiert, wenn man offen, klar und selbstbewusst über die weibliche Selbstbefriedigung spricht. Ich finde die Reaktionen gerade deshalb super spannend, beobachte immer sehr genau – und wurde schon das ein oder andere Mal überrascht. 🙂

Um jetzt mal ganz praktisch zu werden – wie entstehen eure Geschichten? Dürfen wir uns das so vorstellen, wie bei Sex and the City beim Brunch und die besten Geschichten werden dann professionell aufgenommen?

Wir haben zu Beginn unserer Gründung eine Studie mit über 1500 Frauen zur weiblichen Sexualität, insbesondere über Selbstbefriedigung, durchgeführt. Auch gerne mit Gruppeninterviews – das war dann in der Tat ein bisschen wie bei Sex and the City… 😉 Wir wissen deshalb sehr genau, welche Fantasien, Sexpraktiken etc. sich Frauen gerne bei der Selbstbefriedigung vorstellen.

Dann arbeiten wir mit freien Autoren und Autorinnen – die meisten sind übrigens weiblich und schreiben eigentlich nur in ihrer Freizeit, weil es ihnen Spaß macht –, die auf der Basis dieser Erkenntnisse ihre eigenen Fantasien runterschreiben. Diese vertonen wir dann im Anschluss. Von Frauen für Frauen also 😉

Du hast gemeinsam mit deinem Freund gegründet. Wow! Gelegentliches Chaos oder sogar beziehungsfördernd?

Das läuft sehr gut. Natürlich ist es herausfordernd, weil du plötzlich jede freie gemeinsame Sekunde zum Arbeiten nutzt – aber gleichzeitig lernen wir so viel von und miteinander, dass es aus unserer Perspektive eine große Bereicherung ist. Ich bin stolz darauf, dass wir das so gut hinbekommen. Sounds cheesy, aber: wir sind ein echtes Team.

Natürlich haben wir dein Produkt getestet und wir müssen zugeben, dass Ergebnis ist wahnsinnig aufregend. Wann startet ihr aus der Beta-Phase heraus und werdet das YouPorn für Frauen?

Wir launchen im Sommer mit unserer Alpha-Version – einer richtig coolen Web-App – und freuen uns schon darauf, dass ihr uns dann euren Freundinnen empfiehlt. 😉

(Und wer bis dahin nicht warten will: Femtasy.de)

Wir finden es super klasse, dass du dich als eine der 14,6% weiblicher Gründerinnen an ein polarisierendes Thema gewagt hast! Was rätst du Frauen, die eine etwas ungewöhnliche Gründungsidee haben und noch nicht den Mut hatte, diese umzusetzen?

Wenn du nichts riskierst, riskierst du mehr! Es klingt platt, aber du kannst nur gewinnen. Zu den eigenen Ideen immer lieber „Ja“ sagen als „nein“. 🙂 Go for it!

Über die Vulva-Bloggerin

Autorin Aline

Aline

Aline geht das Leben am liebsten so an: „No bad vibes“. Klappt natürlich nicht immer, aber meistens doch ganz ausgezeichnet. Das bringt nicht nur ihr selbst gute Laune, sondern hoffentlich auch allen um sie herum – genau wie Müsli zum Abendessen oder eine dicke Kugel Dunkle-Schoki-Schwarze-Johannisbeere-Eis.

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