Zurück zum Magazin
LGBTTIQ

„Homosexuelle sind krank“ – What. the. f*ck?!

„Homosexualität ist keine Krankheit und daher auch nicht therapiebedürftig.“ Damit hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn alles gesagt, was zur„Homo-Heilung“ zu sagen ist – könnte man denken. Tatsächlich wäre Deutschland erst das zweite Land in der EU, das Konversionstherapien verbietet. Achtung: Dieser Artikel wird von Pride-Gifs geflutet sein. Einfach für die Liebe.

Was sind Konversionstherapien?

Aber nochmal ganz von vorne. Unter Konversionstherapien werden Psychotherapien verstanden, die –kurz gesagt– das Ziel haben aus einem homosexuellen Menschen einen heterosexuellen Menschen zu machen. Diese Therapien werden heute noch meist von evangelikalen, ultra-katholische oder islamistische Organisationen durchgeführt. Klingt skurril? Ist es auch!

Alles was diese Therapieformen aussagen ist im Kern, dass Homosexualität eine Krankheit ist, die behandelt werden muss. Ganz nach dem Motto: Da ist irgendwas in der Kindheit schief gelaufen. In sogenannten Gesprächstherapien werden die Beziehungen zu Vater, Mutter oder Geschwistern in der Kindheit hinterfragt. Uns fehlen die Worte!

Die Medizin hat diese Idee bereits zurecht in den 80er Jahren über Bord geworfen. Anders sieht es bei religiösen Gruppierungen, meist von evangelikalen, ultra-katholischen oder islamistischen Organisationen aus, die Homosexuelle noch heute als krank betrachten.

Auch in Deutschland bieten zahlreiche Vereine diese „Homo-Heilung“ an, hinter denen meist christliche Organisationen stehen. Die Vereine machen psychologische Störungen für Homosexualität verantwortlich. Deshalb wird in den Therapien gezielt nach verschiedenen Traumata des Patienten gesucht, um ihm glaubwürdig zu verkaufen, dass er auf Grund dieses Ereignisses schwul oder lesbisch geworden ist. Und er deshalb therapiert werden muss.

Manchmal sind allerdings auch einfach Dämonen oder der Teufel schuld,… well.

Wir sind davon zutiefst schockiert! In welchem Jahrhundert leben wir denn? Ich meine „Hallo?!“

Konversionstherapien machen… krank!

Dass diese Ansichten vollkommen veraltet sind, muss hier hoffentlich nicht allzu oft betont werden. Für alle, die noch zweifeln (eigentlich ist jetzt der Moment unsere Webseite zu verlassen, aber noch ein letzter Versuch für euch): Diese Ansichten sind vollkommen, wirklich vollkommen veraltet! Das ist auch der Grund, wieso diese sogenannten Therapien nicht wirken. Homosexuelle sind nicht krank. Mindblowing, oder?

Als würde das nicht reichen, kommt jedoch noch ein Faktor hinzu: Die „Homo-Heilung“ ist gefährlich. In den Therapien wird gezielt mit den Selbstzweifeln der PatientInnen gespielt. Ein homosexueller Mann sei einfach nicht männlich und sollte sich mal wie ein „richtiger“ Mann verhalten.

Diese Methoden schaffen Raum für Angstzustände, Depressionen bis hin zum Suizid.

Die Betroffenen besuchen solche Therapien schließlich, weil sie sich in irgendeiner Art ausgeschlossen fühlen. Ihnen werden Hoffnungen gemacht – die natürlich nicht erfüllt werden können.  „Klappt die Therapie nicht“, dann ist ganz klar der/die PatientIn schuld. Klar, dass das nur noch mehr Scham- und Schuldgefühle verursacht. Diese Menschen werden um eine glückliche Lebenszeit und erfüllte Sexualität betrogen!

In den von Jens Spahn vorgestellten Gutachten werden die negativen Wirkungen ebenfalls eindeutig belegt. Der Gesundheitsminister fordert daher ein Verbot beschriebener Therapien. Noch bis Jahresende solle ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht werden. Da sind wir ausnahmsweise mal beeindruckt, Herr Spahn! Denn die Deutsche Bundesregierung hat noch im März 2017 das Verbot abgelehnt.

Weniger begeistert sind davon (Überraschung) die besagten christlichen Organisationen. Sie beziehen sich auf Freiheits- und Persönlichkeitsrechte von Homosexuellen, die durch ein solches Verbot eingeschränkt werden würden.

Ein Zeichen gegen Homophobie

Ist das nicht schön? Ein Bezug auf das Grundgesetz, um seine homophoben Praktiken zu rechtfertigen. Denn tatsächlich sind Konversionstherapien nichts anderes als ein Ausdruck purer Homophobie.

Diese Vereine reden Menschen ein, sie seien krank, um ihre diskriminierenden Ansichten ausleben zu können. Auch mit Hinblick auf die massiven Gefahren sollte ein Verbot schnellstmöglich umgesetzt werden.

Das Verbot ist außerdem wichtig, denn diese „Seelsorge“ psychologische Beratung ist kein geschützter Begriff und so ziemlich jede*r kann so eine Therapie anbieten.

Tatsächlich ist Malta bislang das einzige Land in der EU, dass die Therapien verboten hat. Umso dringlicher ist es, dass dem nun auch andere Staaten folgen. Dabei geht es nicht nur darum, die PatientInnen vor den negativen Folgen zu schützen. Das Verbot wäre auch ein wichtiges Symbol und ein klares Zeichen gegen Homophobie.

Es wäre ein weiterer Schritt in Richtung Gleichbehandlung, Toleranz und Liebe. Denn du bist okay, wie du bist!

Quellen:

Spahn plant Verbot der „Homo-Heilung“ noch in diesem Jahr
https://www.queer.de/detail.php?article_id=33812

Undercover in der Konversionstherapie:

 

Über die Vulva-Bloggerin

Autorin Aline

Aline

Aline geht das Leben am liebsten so an: „No bad vibes“. Klappt natürlich nicht immer, aber meistens doch ganz ausgezeichnet. Das bringt nicht nur ihr selbst gute Laune, sondern hoffentlich auch allen um sie herum – genau wie Müsli zum Abendessen oder eine dicke Kugel Dunkle-Schoki-Schwarze-Johannisbeere-Eis.

Zu allen Artikeln von Aline