Live-Ticker zu #OneGirlOneCup
Das erste echte Tutorial zur Menstruationstasse – auf Pornhub statt Instagram: Dass wir mit unserer Aufklärungskampagne „One Girl One Cup“ für Aufsehen sorgen werden, war uns von Anfang an klar. Doch wieviel Zündstoff die Kampagne tatsächlich mit sich bringt, hat uns dann doch umgehauen. 💥
In unserem Live-Ticker fassen wir dir genau zusammen, was bisher geschah – und warum unsere Kampagne ungewollt doppelt für Aufklärung sorgte. Hol dein Popcorn raus! 🍿⬇️
Was bisher geschah…
Mittwoch, der 17.06.2020 – 18 Uhr
Tabubruch in 3, 2, 1… 🚀 um Punkt 18 Uhr veröffentlichen wir unsere „One Girl One Cup“ Tutorials auf P*rnhub und den Trailer auf Instagram und Youtube – und fiebern bei unserer Mini-Launchparty im Büro den ersten Reaktionen entgegen (angestoßen wird natürlich stilecht mit Shots aus der Menstruationscup).
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Donnerstag, der 18.06.2020
Innerhalb von 24 Stunden wird unser Instagram-Teaser tausendfach geshared und erreicht über 100.000 Menschen 😱 Erste Presseberichte erscheinen auf t3n, im Friday Magazine und der Glamour. Und wir bekommen unzählige Nachrichten von erleichterten Cup-Nutzer*innen. Gleichzeitig haut uns das positive Feedback unserer Community aus dem Schlüpfer!
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Donnerstag, der 18.06.2020 um etwa 22 Uhr
Wir sind noch mitten im Höhenflug über den Bomben-Kampagnenstart, da kommt der Reality-Check: Pavlina Vlachopoulou aka triplevir.go veröffentlicht auf Instagram einen Post, der große Wellen schlägt: Sie habe sich auf eine Stelle bei der Agentur Scholz & Friends (mit der wir „One Girl One Cup“ umgesetzt haben) beworben und dabei eine Idee eingereicht, die unserer Kampagne extrem ähnle. Ihre Bewerbung sei aber abgelehnt worden. Dass unsere Kampagne ihrer Idee nun so nahe komme, habe sie geschockt.
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Unsere Social Media Managerin Anja sieht den Post und versucht DEZENT nervös Anni zu erreichen, die sich – natürlich – gerade an diesem Tag einen ruhigen, handyfreien Abend bei sich auf dem Sofa gönnt. Das sah dann so aus:
Derweil haben bereits unzählige Nutzer*innen den Post von Pavlina geshared, uns in den Kommentaren verlinkt und unser Postfach mit Nachrichten überflutet. Ein Shitstorm braut sich zusammen und wir stehen mit unserer Cup in der Hand auf offenem Feld.
Statt Netflix und Chill heißt es jetzt: SOS-Anrufe bei Scholz & Friends, Kontakt zu Pavlina aufnehmen, eine No-Make-up-but-Pyjama-Story posten und vor allem: der Sache auf den Grund gehen.
Freitag, der 19.06.2020 – Die zweite Welle
Fünf unruhige Stunden Schlaf später wird im Office eine Krisensitzung einberufen.
Während wir in engem Kontakt mit Pavlina sowie Scholz & Friends Vollgas versuchen, herauszufinden, was tatsächlich vorgefallen ist, richtet sich die aufgeheizte Stimmung auf Instagram inzwischen gegen strukturellen Probleme in der Agenturbranche generell. Nebenbei melden sich „ehemalige Mitarbeiter“ von The Female Company und behaupten, sie hätten zu der Zeit bei uns „nur mit Männern zusammengearbeitet“ (P.S: aktuell und schon immer 80-90% Frauenquote, aber ok). Jemand anderes behauptet, auch The Female Company „hätte verlangt, dass ich kostenlos für sie arbeite“, weil wir sie vor Monaten in einer Instagram-Konversation gefragt hatten, was sie ändern würde, um eine inklusivere Kommunikation zu kreieren. Fest steht: jede*r hat eine Meinung.
Und wir nur so:
Freitag, der 19.06.2020 – 16 Uhr
In den letzten Stunden haben wir versucht, mit Martina und Pavlina eine Lösung zu finden. Nach dem Motto „Women support Women“ wäre unser großer Wunsch gewesen, dass wir uns mit beiden treffen, über Entschädigungen sprechen und alle Karten auf den Tisch legen. Für beide noch zu früh. Auch Pavlina hätte mit dem Ansturm nicht gerechnet und weiß nicht, was sie tun soll.
Klappe halten ist aber nicht unser Ding. Deswegen veröffentlichen wir ein Statement auf Instagram und kündigen an, dass unsere Gründerin Anni um 16.45 im Live Stream auf Instagram berichten wird, was in den letzten Stunden passiert ist.
Das Statement in short: Erst einmal Respekt für Pavlina. Was für unglaubliche Eierstöcke es benötigt haben muss, für die Anerkennung ihrer kreativen Leistung zu kämpfen! Gleichzeitig wollen wir auch die Erklärung unserer Agentur berücksichtigen und ihre Sicht der Dinge verstehen.
Aber eins ist klar: Pavlina ist eine echte Powerfrau mit genialen Ideen. Deswegen bieten wir ihr an: wenn sie Lust hat, realisieren wir unsere nächste Kampagne super gerne mit ihrem kreativen Kopf! 💥
Um 16.45 ist es soweit. Zitat: „Mir geht der Arsch auf Grundeis“ – und eins sei sicher: Wenn selbst Anni nervös ist, dann weiß man, dass die K**** ordentlich am dampfen ist 😄
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Instagram Livestream in short:
In den vergangenen Stunden seit Mitternacht haben wir uns vor allem darum gekümmert, Fakten auf den Tisch zu bekommen. Die Fakten sind:
- Pavlina hatte eine mega Idee, die wir lieben. Nach Betrachtung ihres Posts haben wir als erste Reaktion das gedacht, was wahrscheinlich alle dachten. Deswegen können wir uns Pavlinas Schock vorstellen!
- In den letzten Stunden war Anni mit Martina, der Junior Kreativen von Scholz & Friends, am Telefon. Sie hat ihr der Verzweiflung nahe versichert, dass sie die Idee zu One Girl One Cup hatte. Zusätzlich hat Scholz & Friends an Anni die Original-E-Mails geschickt, die belegen, dass Martina die ähnliche Idee mit dem Kampagnentitel „One Girl One Cup“ statt Pavlinas „All Girls One Cup“ hatte und sie zeitlich vor Pavlina eingesendet hat.
- Who is Martina? Eine Bewerberin bei Scholz & Friends, die sich in einem ähnlichen Zeitraum wie Pavlina beworben hat und wie viele anderen Bewerber*innen die Aufgabenstellung „Kreiere eine provokative Kampagne für den Launch der Menstruationstasse von The Female Company“ hatte.
- Wir wollen ruhig und sachlich bleiben und sind mit beiden Girls im Austausch: Letztendlich geht es darum, die Wahrheit herauszufinden und mit Fakten aufzuklären. Pavlina möchte sich dazu einen Anwalt nehmen.
Samstag, der 20.06. – Vormittags
Auch Scholz & Friends äußert sich in einem Post, der die Sachlage aus ihrer Sicht erklärt. Darin schreiben sie, was sie uns davor bereits am Telefon sagten: dass sich neben Pavlina noch eine andere Bewerberin mit einer fast identischen Kampagnenidee für die Stelle beworben hatte, die infolgedessen eingestellt wurde. Das Konzept der jungen Kreativen, Martina Pellerey, trägt den Originaltitel der Kampagne “One Girl One Cup” und wurde laut S&F eine Woche vor dem Konzept von Pavlina eingereicht. Man spricht in diesem Fall von einer Doppelschöpfung. 👯♀️
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Samstag, der 20.06. – Abends
Faire Geste: Pavlina veröffentlicht einen zweiten Post, indem sie sich für den Support von der Community bedankt und an die Agenturbranche appelliert, Bewerbungsprozesse zukünftig transparenter zu gestalten. Sie ruft außerdem dazu auf, fair gegenüber der anderen Kreativen Martina zu bleiben und gemeinsam, statt gegeneinander für einen Wandel zu kämpfen. Wir können uns nicht vorstellen, wie krass die Situation für beide ist! 💪🏼
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Montag, der 22.06.2020 – Das Statement
Martina, die bis jetzt in der ganzen Sache noch nicht zu Worte gekommen ist, veröffentlicht ein Statement auf LinkedIn. Martina hat seit ihrer Anstellung mit Herzblut an der Kampagne gearbeitet und appelliert nun ebenfalls an die Community, aufgrund von voreiligen Schlüssen ihr diese Leistung nicht abzuerkennen.
Yes, tatsächlich sind wohl zwei Powerfrauen auf die hammer Idee gekommen, die nackte Wahrheit zur Menstruationstasse zu zeigen. Chapeau!
Zu lesen gibt es ihr volles Statement hier.
Scholz & Friends äußert sich:
Zusätzlich gibt es eine große Entschuldigung von Sebastian, dem Creative Director bei Scholz & Friends. Er nimmt die Schuld öffentlich auf sich und gibt die erste Maßnahme von Scholz & Friends an die Öffentlichkeit: Ab jetzt werde es keine Bewerbungsaufgaben mit echten Marken oder Produkten mehr geben!
Dienstag, 23.06.2020 18 Uhr
Auch unsere ersten Maßnahmen folgen:
Ab sofort werden bei jeder Kampagne, die The Female Company zukünftig veranlasst, alle Kreativen in einem Teil der Landingpage einzeln und namentlich genannt. Agenturnamen reichen uns nicht mehr. Auch bei One Girl One Cup: Ab heute sind auf unserer Kampagnenseite alle Talente aufgelistet und verlinkt, die an der Entstehung von „One Girl One Cup“ beteiligt waren. An dieser Stelle nochmal ein FETTES DANKE, dass ihr mit uns zusammen dieses Wahnsinns-Projekt realisiert habt! 🙏🏼🙏🏼🙏🏼
Mittwoch, 24.06.2020 15.30 Uhr
Wie mit Pavlina besprochen: Heute flatterte das erste Anwaltsschreiben von Pavlina an The Female Company ins Haus. Hierzu müssen wir uns in den nächsten Tagen und Wochen erstmal bedeckt halten – im Sinne aller Parteien – bis alles rechtlich geklärt ist.
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Zusätzlich gibt es auch bei The Female Company eine Stoßrichtung für die Zusammenarbeit mit Scholz & Friends. Annis Statement:
„Warum wir unsere Agentur nicht dumpen werden“
Wow! Es liegen immer noch drölftausend unbeantwortete Nachrichten in unserem Postfach und wir möchten euch virtuell alle dafür drücken, dass ihr so unterstützend seid. Wir hoffen, das ist auch nun der Fall.
Wir haben euch gebeten, uns Zeit zu geben, die Sachlage zu klären. Mittlerweile ist eines sicher: Es wurde auf Agenturseite ein Fehler gemacht – der darin bestand, Pavlina nicht darüber zu informieren, dass es einen zweiten Bewerberinnen-Case mit derselben Idee gab. Das weiß auch die Person, die den Fehler begangen hat. Reicht hier die reine Information? Diese Diskussion überlassen wir an dieser Stelle der Agenturbranche – wir haben als zwei der 15% Gründerinnen in Deutschland schon ordentlich was mit der männlich dominierten Investmentszene zu tun.
Während dieser Missstand zu Recht angeprangert wurde, geschah gleichzeitig etwas anderes: Ein riesiger Sexismussturm trat los & es kamen Erkenntnisse zu Tage, die auch für uns ein absolutes No Go sind. Infolge dessen erreichten uns tausende DMs, wir seien kein feministisches Unternehmen, wenn wir weiterhin mit dieser Agentur zusammen arbeiten würden. Kommentare reichten bis zu dem Vorwurf, The Female Company dürfe nur mit weiblich geführten Agenturen zusammenarbeiten.
Lasst mich dazu kurz unser Verständnis von Feminismus erklären: Feminismus hat für uns nichts mit einem homogenen Zusammenschluss einer eingeschworenen weiblichen Superpower zu tun. Bei Feminismus geht es (so sehen wir das) um Gleichberechtigung aller Geschlechter. Es bedeutet, dass irgendwann Frauen wie Männer dasselbe verdienen, weibliche Körper nicht mehr sexualisiert werden, irgendwann gleich viele weibliche CEOs wie männliche CEOs in Vorständen sitzen. Es bedeutet jedoch nicht, dass irgendwann nur noch weibliche CEOs in Vorständen sitzen. Wir arbeiten mit einer Vielzahl an Freelancern, Selbstständigen und auch anderen Agenturen zusammen. Scholz & Friends ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Und ein Großteil dieser Partner ist tatsächlich weiblich. Trotzdem wären wir nicht The Female Company, wenn wir nicht auch männliche Partner Willkommen heißen. Wir sind dafür, dass Männer integriert werden. Ob beim Thema Aufklärung per MENstruation wie auch bei der Zusammenarbeit.
Was natürlich nicht passieren darf: Dass einer unserer Partner nicht unsere Grundprinzipien und Werte teilt. Und Sexismus ist maximal weit von unseren Werten entfernt.
Also: Warum nicht einfach öffentlich unsere Agentur in den Wind schießen und einen großen Applaus dafür einkassieren? Weil das das Gegenteil von dem ist, was wir sind. Wir sind eine Firma, die sich auf die Fahne geschrieben hat, etwas zu verändern. Wir räumen nicht das Feld, wenn etwas massiv schief läuft. Stattdessen gehen wir genau dorthin, wo es weh tut. Und drehen den Finger einmal in der Wunde.
Scholz & Friends war damals die einzige Agentur, die das Tampon Book mit uns realisieren wollte – obwohl sie dafür massiv selbst in die eigene Kasse greifen mussten und obwohl sie an sämtlichen rechtlichen Grenzen dafür mit uns entlanggeschrabbt sind. Ein Grund dafür, dass die Steuer auf Periodenprodukte von 19% auf 7% gesenkt wurde.
Und deswegen lohnt es sich auch, nicht wegzuschauen. Wir glauben daran, dass wir als The Female Company die Power (und vielleicht aktuell auch die richtige Aufmerksamkeit) haben, um wirklich etwas zu bewirken. Deswegen sind wir mit S&F bereits in Gesprächen darüber, was geändert werden muss!
Jetzt denkt ihr alle: Die leiden echt an völliger Selbstüberschätzung. Ja, Rome wasn’t built in a day. Aber wir geben Gas! Deswegen sitze ich noch diese Woche im Gespräch mit dem CEO von Scholz & Friends💪🏼
Donnerstag, 25.06.2020 8.30 Uhr
Telefonat mit Catherine Gaudry, der Head of HR und Diversity & Gender Beauftragten bei Scholz & Friends, in dem die erste Maßnahme festgelegt werden:
- Bezüglich der Sexismusvorwürfe wird ein unabhängiges Marktforschungsinstitut damit beauftragt, eine anonyme interne Umfrage zu den Themen Diskriminierung und Diversität zu starten. Durchführung: Bereits diesen Freitag!
Mittwoch, 08.07.2020
CIAO P🍑RNHUB!
Yes, richtig gelesen. Wir geben der Plattform einen Korb. Um ehrlich zu sein, war und schon von Anfang an klar, dass das nichts langfristiges werden kann. Deswegen haben wir uns nach Partnern umgeschaut, die viiiiel besser zu uns und unseren Werten passen.
Ab sofort ist „One Girl One Cup“ deswegen nur auf alternativen, ethisch einwandfreien und selbst getesteten 😉Plattformen zu sehen.
Trommelwirbel bitte für „One Girl One Cup“ auf
Mittwoch, 06.08.2020 8.30 Uhr
Über die letzten Wochen hinweg, ging es um Trockenes: Rechtliche Themen rund um das Plagiat, Maßnahmenbesprechung vom Scholz & Friends. Aber jetzt gibt es News an anderer Front: „Die Zeit“ hat einen Artikel mit der Unterstützung durch Vreni Frost veröffentlicht. Vor wenigen Wochen haben auch wir dazu ein Interview gegeben und hängen gerade an jedem Wort. Krass!
Die Schilderungen von Frauen aus der Agentur verärgern uns. Und damit bekommt die One Girl One Cup Kampagne einen völlig anderen Spin: Statt der Periode enttabuisiert sie nun Sexismus in der deutschen Werbebranche! So war das zwar nicht geplant, aber am Ende wendet sich doch alles zum Guten. Und mal ehrlich: Vielleicht sogar zu etwas noch wichtigerem? Jedenfalls etwas, für das wir herzlich gerne Shitstorms mitmachen. Es scheint, als wäre es lange fällig gewesen, dass darüber mal gesprochen wird…
Mittwoch, 07.10.2020
Im Sommer setzten ihre Plagiatsvorwürfe für Aufsehen – und das zurecht! Wie wir erfahren haben, hat die wunderbare Pavlina nun einen supercoolen Job bei Antoni Heaven als Junior Art Directorin. Dazu können wir nur sagen: Well deserved und zeig allen, was in dir steckt! 🚀❤️