Menstruationsurlaub: Spanien als erstes EU-Land
Es gibt sie noch: die guten News in Sachen Frauenrechte und Gleichberechtigung. Und wir haben sie dringend gebraucht.
Drei Tage Urlaub im Monat für die Menstruation vom Arbeitgeber – klingt nach einem feuchten Traum, soll aber in Spanien bald Realität werden. Als erstes westliches und europäisches Land hat die spanische Regierung einen Gesetzesentwurf zum Thema Periodenurlaub (der sich ganz sicher nicht nach Urlaub in Italien anfühlt) vorgelegt. Demnach sollen Arbeitnehmer*innen, die unter schweren Menstruationsbeschwerden leiden, dafür bis zu 3 Tage im Monat „Urlaub” bekommen.
Menstruationsurlaub in Deutschland: was ist der Stand?
Arbeitsrechtlich lässt sich der “Period Leave” in Deutschland nicht sauber, sondern ausschließlich als Krankheitstage mit Attest, abdecken. Denn: laut AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) dürfen aufgrund des Geschlechts keine Unterschiede gemacht werden. Das AGG ist normalerweise hoch notwendig und soll für Gleichberechtigung sorgen! Das ebendieses Gesetz jetzt einem weiteren Schritt in Richtung Gleichberechtigung im Weg steht. Denn aufgrund körperlicher Unterschiede ist hier gar keine Gleichbehandlung möglich.
Genau wie Schwangerschaft ist die Periode mit mit teilweise enormen Schmerzen verbunden, die bis zur Ohnmacht reichen. Für Schwangerschaften wurden bekanntlich bereits Lösungen geschaffen – die Periode blieb bislang auf der Strecke. Ändert sich das jetzt?
Menstruationsurlaub oder Krankschreibung?
Eine Frage bleibt: wo ist überhaupt der Unterschied zur Krankschreibung? Müssen wir diese Debatte überhaupt führen, wenn wir uns auch einfach krank melden können? Wir haben unsere Community gefragt, ob sie Menstruationsurlaub für notwendig halten. Das Ergebnis zeigt vor allem eins: Angst. Angst davor, (genauso wie durch das Thema Schwangerschaft) am Arbeitsmarkt diskriminiert zu werden, die Blicke von Kolleg*innen & Chef*innen. Das waren eure Kommentare:
“Menschen, die schwanger werden können, sind ja eh schon benachteiligt auf dem Arbeitsmarkt.”
„Ah, sie ist mal wieder krank” Kommentare incoming…“
„Man wird auch häufig ungläubig angeguckt, wenn derjenige weiß, warum man krank ist.”
“Ich würde mich nicht wohlfühlen. Außerdem hat unsre Firma einen Gesundheitsbonus, weswegen sich die Kollegen auch krank zur Arbeit schleppen.”
Viele Kommentare zeigen aber auch: mit einer Krankschreibung allein ist es nicht getan!
“Finde es zu anstrengend, während meiner Periode zum Arzt zu gehen.”
“Ich finde nicht, dass es eine Krankschreibung tut. Dadurch schießen die Krankheitstage im Jahr in die Höhe.”
“Da ist wieder das Problem, dass Menstruation eben keine Krankheit ist, sondern normal.”
„Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung” ist gut! Menstruieren ist keine Krankheit!“
„Glaube ständige Krankschreibenden vergrößern Stigmatisierung”
“Meine Frauenärztin würde mich deshalb nicht krank schreiben… soll mich nicht so anstellen.”
Menstruationsurlaub: Länder, die schon weiter sind
Wir haben mal einen Blick außerhalb europäischer Grenzen geworfen. In anderen Ländern ist eine gesetzliche Regelung bereits lange etabliert:
🇯🇵 In Japan dürfen sich Frauen seit 1947 einen Tag pro Monat freinehmen.
🇮🇩 In Indonesien gibt es seit 1948 bis zu 2 Tage frei.
🇰🇷 In Südkorea haben menstruierende Angestellte gemäß Artikel 71 des Arbeitsnormengesetzes Anspruch auf Menstruationsurlaub und es wird ihnen eine zusätzliche Bezahlung zugesichert, wenn sie den ihnen zustehenden Menstruationsurlaub nicht nehmen.
🇹🇼 In Taiwan gewährt das Gesetz zur Gleichstellung der Geschlechter in der Beschäftigung Frauen drei Tage „Menstruationsurlaub” pro Jahr zusätzlich zu den 30 Tagen „gewöhnlicher Krankheitsurlaub”.
🇿🇲 In Sambia haben Frauen seit 2015 einen gesetzlichen Anspruch auf einen freien Tag pro Monat.
Doch in anderen Ländern scheiterte der Versuch bereits:
🇮🇹 In Italien wurde ein solcher Vorschlag bereits 2017 im Parlament diskutiert – und scheiterte am Ende.
🇬🇧Großbritannien diskutierte 2014 über Menstruationsurlaub – und wieder nichts.
🇮🇳 In Indien scheiterte der politische Versuch daran, dass männliche Politiker die Versammlung als ein “too holy place to discuss a ‘letera cheez’ (dirty thing)” betitelten. Man solle das doch bitte in der State Women’s Commission diskutieren.
Menstruationsurlaub – let’s get political!
Die Kommentare aus unserer Community zeigen: Das Stigma um Perioden ist selbst im Jahr 2022 riesengroß und gerade beim Thema Menstruationsurlaub verzweigen sich viele Diskriminerungsformen am Arbeitsplatz. Ähnlich wie in Spanien fordern wir deshalb, die Rechte menstruierender und gebärender Menschen auch politisch wieder mehr in den Fokus zu rücken.Wir brauchen den „menstrual leave” auch in Deutschland. Denn niemand sollte mit Schmerzen arbeiten müssen und die Periode ist keine Krankheit!